Die aktuelle Situation rund um Corona stellt uns alle vor neue Herausforderungen. Und doch sind einige besser ausgerüstet als andere. Martina Fürpass, Melanie Jacobs und Barbara Eglitis aus der Arbeitsgruppe Inklusion erklären, welche besonderen Herausforderungen sich durch Corona für ohnehin schon benachteiligte Menschengruppen ergeben können – und wie es aktuell um Inklusion und Solidarität steht.
(Um dieses Thema gemeinsam weiterzudiskutieren, lädt das IZ Betroffene und Organisationen, die im Bereich Inklusion arbeiten, am 15. April zu einem Online-Austausch ein. Mehr Infos)
Wer gehört zu unserer ‚Solidaritätsgruppe‘?
„In der aktuellen Situation rund um Corona wird ganz klar, wie eng Inklusion und Solidarität zusammenhängen“, so Melanie Jacobs, die im IZ verantwortlich ist für das EU-Programm ‚Europäisches Solidaritätskorps‘, „beide Konzepte werden gerade auf die Probe gestellt: Wie weit geht man wirklich mit der Inklusion und mit der Solidarität – und wo hören sie auf?“
Als Leiterin des ‚European Solidarity Corps Resource Centre‘ hat sie kürzlich eine Studie zu Solidarität, in Auftrag gegeben. Inklusion wurde dabei als einer der vier Eckpfeiler von Solidarität ermittelt. Immer vorhanden ist dabei das ‚In-Group-Out-Group-Dilemma‘: Mit wem bin ich solidarisch, wer gehört zu meiner ‚Solidaritätsgruppe‘ – und wer nicht?
Sie sieht in der aktuellen Zeit beides: Menschen zeigen – offline und online – viel Solidarität, lassen sich von der Krise bewegen und zum Handeln anregen. Aber diese Solidarität hat sich in letzter Zeit stark auf das direkte Umfeld gerichtet, während der Blick für das größere Ganze fehlt. „Das ist auch ein natürlicher Prozess, dass man sich nicht immer mit der ganzen Welt gleichzeitig solidarisch zeigen kann“, räumt sie ein, „aber jetzt kommt es darauf an, ob sich aus der Solidarität eine große, umfassende Community ergibt, oder ob weiterhin einzelne Gruppen ausgeschlossen werden.“
Dabei ist die große Frage: Wie kann man gleiche Möglichkeiten für alle schaffen in einer Zeit, in der zusätzliche Hürden entstehen, die manche leichter überwinden können als andere? „Bei Inklusion geht es ja nicht in erster Linie das Hereinholen von Menschen – Inklusion ist nicht ‚von oben herab‘. Sondern es geht darum, gemeinsam Zugang zu Beteiligung für alle zu schaffen – auf Augenhöhe“, betont Melanie Jacobs.
Barbara Eglitis erklärt, wovon wir eigentlich reden, wenn wir über ‚Benachteiligung‘ sprechen: „Menschen mit geringeren Chancen sind alle, die nicht gleichberechtigt an Angeboten teilnehmen können, wenn man sie mit Altersgenoss*innen vergleicht – zum Beispiel, weil sie auf einen Rollstuhl angewiesen sind, Down Syndrom haben, aus einer sozial schwachen Familie kommen, Deutsch nicht ihre Muttersprache ist oder aus vielen anderen Gründen.“ In der Inklusionsstrategie der Nationalagentur für die EU-Jugendprogramme bezieht das IZ die folgenden sieben Bereiche ein: Behinderungen und Lernschwierigkeiten, chronische Gesundheitsprobleme, bildungsbezogene Schwierigkeiten, kulturelle Herkunft, wirtschaftliche Faktoren, sozialer Hintergrund und geografische Herkunft.
Corona stellt ohnehin schon benachteiligte Menschen vor besonders große Probleme
Menschen aus diesen Gruppen haben oft eine besonders schwierige Ausgangsposition, um den Herausforderungen rund um Corona zu begegnen.
„Wer sich mit fünf Geschwistern einen Computer teilen muss oder Probleme mit der deutschen Sprache hat, hat kaum Chancen, dem Unterricht zu folgen“
– Betroffene von sozialer und Bildungsungerechtigkeit
„Einige dieser Themen wurden auch schon in der Öffentlichkeit angesprochen“, erkennt IZ-Geschäftsführerin Martina Fürpass an, „zum Beispiel, dass Menschen, die soziale oder Bildungsungerechtigkeit erlebt haben und erleben, in Gefahr stehen, noch weiter abzugleiten.“ Lehrer*innen berichten, dass sie manche Kinder ‚verloren haben‘, sie nicht mehr erreichen. Das ist auch kein Wunder, denn nicht jedes Kind hat problemlos Zugang zu Laptop, Tablet und Internet. Wer sich mit fünf Geschwistern einen Computer teilen muss oder Probleme mit der deutschen Sprache hat, hat kaum Chancen, dem Unterricht zu folgen. Eltern können oft nicht unterstützen – sei es, dass sie selbst von Bildungsungerechtigkeit betroffen waren oder dass sie von zu Hause aus arbeiten müssen. „Das ist generell eine Frage: Haben sie überhaupt den Platz, um von zu Hause aus arbeiten zu können, haben sie eine Arbeit, die sie von zu Hause aus machen können? Oder müssen sie sich Sorgen um ihren Job und um ihr Einkommen machen?“, zeigt Martina Fürpass auf, „auch diese Sorge macht es Eltern schwerer, sich auf die Bedürfnisse ihrer Kinder einstellen zu können.“ Auch fällt durch die Ausgangsbeschränkungen viel Raum weg für Kinder, die zu Hause wenig Platz haben. Sonst treffen sie sich draußen oder im Jugendzentrum. Wenn die eigene Wohnung eng ist, ist es viel schwieriger, sich zu Hause zu bewegen und Sport zu machen. Und die Aufzählung ließe sich fortführen. So führt die aktuelle Lage für diese Menschen zu Diskriminierung und sozialer Ausgrenzung; sie sorgt dafür, dass sich die bestehenden Ungleichheiten noch verschärfen. „Ich hab‘ das Gefühl, der Herr Kurz redet immer von den perfekten Menschen, die gebildet sind und finanziell gut abgesichert“, erklärt Martina Fürpass, „aber das sind viele nicht – es gibt eine Art Klassenunterschied, und der sorgt dafür, dass aktuell Menschen besonders stark ausgeschlossen werden und nicht so partizipieren können wie andere.“
„Viele der fancy Tools, die es aktuell gibt, kann man als Familie mit Integrationskind nicht nutzen – das schafft man zeitlich gar nicht.“
– Familien mit beeinträchtigten Kindern
Sie selbst hat drei Kinder, davon eines mit Down-Syndrom, und kennt die Herausforderungen, die damit verbunden sind. Gerade für Eltern von Kindern, die eine körperliche Beeinträchtigung oder Lernschwierigkeiten haben, ist die Situation rund um Corona schwierig. Diese Kinder brauchen besondere Betreuung, die sie normalerweise in der Schule und in Freizeiteinrichtungen bekommen, wo sie eine feste Tagesstruktur haben – das fällt aktuell weg. (Wie Geschwisterkinder manchmal helfen, das auszugleichen, zeigt dieses tolle kleine Video aus dem aktuellen Familienalltag von Martina Fürpass.)
„Der Tanzverein ‚Ich bin O.K.‘ schickt zum Beispiel immer wieder Tanzvideos für Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen und hat jetzt zum ersten Mal auch einen Online-Tanzkurs angeboten“, erzählt Martina Fürpass, „aber meine Kinder können auch nur deswegen daran teilnehmen, weil ich regelmäßig online bin und so davon erfahre – und weil wir zu Hause Platz und einen Computer haben.“
Oft ist es auch schwierig, diesen Kindern zu erklären, warum sie viele Dinge nicht tun dürfen, mit denen sie sich sonst beschäftigen. „Im Fall von Alzheimer wurde das Thema schon mehrmals aufgegriffen: Wie erklär‘ ich’s der Oma alle fünf Minuten wieder?“, so Martina Fürpass, „aber es gibt zum Beispiel auch Kinder mit Autismus – was mach ich, wenn die die Situation nicht verstehen und einfach gehen? Oder wie erkläre ich einem solchen Mädchen, das in einer Einrichtung untergebracht ist, dass sie jetzt auf unbestimmte Zeit ihre Mutter nicht sehen darf? Diese Themen werden in der Öffentlichkeit überhaupt nicht angesprochen.“ Dadurch fehle das Bewusstsein dafür, wie problematisch die Situation benachteiligter Menschen aktuell ist. Auf einer Facebookseite hat sie zum Beispiel von einer Lehrerin gelesen, die mit ihrem Fahrrad durch die Stadt gefahren ist, um einem Schüler mit Down-Syndrom Lernmaterial zu bringen – und war geschockt von der Reaktion vieler Leute: „Sie wurde dafür total kritisiert; dabei wussten die Menschen nichts über die Mutter. Die hätte es in ihrer Situation einfach nicht geschafft, die Sachen in der Schule abzuholen.“
Ihr Fazit ist daher: „Viele der fancy Tools, die es aktuell gibt, kann man als Familie mit Integrationskind nicht nutzen – das schafft man zeitlich gar nicht.“ Das Wiener Hilfswerk befürchtet in seinem Statement zum Freizeitbereich für Menschen mit und ohne Behinderung ähnliches: „[Es] bleibt anzunehmen, dass viele mit eventueller Überforderung oder häuslichen Problematiken alleine bleiben, da auch der niederschwellige physische Zufluchtsort fehlt.“ Noch schwieriger als bei Kindern sei es aktuell, Jugendliche und Erwachsene mit Behinderung zu erreichen und ihnen die nötige Unterstützung zu geben.
„Es ist für Menschen in einer so fremden und verunsichernden Situation ein großes Problem, wenn sie nicht an Informationen kommen, die sie verstehen können.“
– das Problem mit der Sprache
„Besonders wichtig ist es aktuell, sicherzustellen, dass alle die nötige Unterstützung haben, um an Informationen zu kommen“, findet Melanie Jacobs, „das betrifft zum Beispiel Menschen, die nicht lesen können oder nur in einfacher Sprache, Menschen mit Gehörlosigkeit oder auch Menschen, die kein Deutsch verstehen. Es ist für Menschen in einer so fremden und verunsichernden Situation ein großes Problem, wenn sie nicht an Informationen kommen, die sie verstehen können.“
Mit diesem Bedürfnis nach Information wird in verschiedenen Ländern unterschiedlich umgegangen. In Österreich wurden von Anfang an die Pressekonferenzen der Regierung gebärdengedolmetscht, aber das ist in anderen Ländern nicht selbst verständlich. Auch Übersetzungen in leichte Sprache gibt es in Österreich relativ rasch – zum Beispiel vom Kurier und vom ORF. „Aber die Betroffenen bekommen die Informationen doch immer zeitverzögert, und auch nur die Fakten, die am Ende feststehen“, erklärt Barbara Eglitis, „sie können nicht die Entwicklung nachverfolgen oder verschiedene Medien vergleichen.“ Das Down-Syndrom-Zentrum „Leben Lachen Lernen“ aus Leoben erklärt in seinem Statement zu Inklusion in der Corona-Krise, warum Angebote in leichter Sprache gerade jetzt so wichtig sind, was es bereits gibt und was noch zu wenig.
Auch bei Videokonferenzen müssten die Themen Sprache und Übersetzung eigentlich mitgedacht werden. Auch hier ist Gebärdendolmetsch ein Thema – das braucht aber einige Vorlaufzeit und es gibt nur etwa 200 Gebärdendolmetscher*innen für mehrere Tausend gehörlose Menschen. „Man muss immer vorher wissen, wie lange die Veranstaltung dauert – ab einer Stunde brauchst du zwei Dolmetscher*innen, die sich abwechseln, weil das wahnsinnig anstrengend ist“, so Barbara Eglitis, „aber das ist natürlich online nicht so viel anders als offline.“
„Viele Online-Tools sind sogar barrierefrei – aber in der Einladung wird es nicht mitgedacht“
– Menschen mit Sehschwierigkeiten
In der aktuellen Situation wird auch die Barrierefreiheit im Web wieder stärker zum Thema. Viele Websites sind zum Beispiel für Menschen mit Sehschwierigkeiten nicht barrierefrei gestaltet. Zum Teil haben sie Einstellungsmöglichkeiten für Kontraste und Schriftgröße, aber die meisten sind nicht lückenlos mit der Tastatur navigierbar. „Da verlierst du die betroffenen Leute sofort“, erklärt Barbara Eglitis, „denn sie kommen einfach nicht zur nächsten Seite.“ Bei den weit verbreiteten Anwendungen ist dies meist sogar sinnvoll gestaltet – das heißt aber noch nicht, dass es in der Praxis keine Probleme gibt. „Viele Online-Tools sind barrierefrei – aber in der Einladung wird es nicht mitgedacht“, weiß Barbara Eglitis, „wenn an ein Mail ein Einladungs-PDF angehängt ist, aber im Mail nicht darauf verwiesen wird, dass das so ist, kann das bereits ein Problem sein.“
„Die Unsicherheit allein ist schon belastend“
– Corona und EU-Programme
Als IZ spüren wir die Herausforderungen auch in unserer Funktion als Nationalagentur für die EU-Jugendprogramme: Ein Freiwilliger aus Österreich zum Beispiel ist aktuell in Nordspanien. Die Sendeorganisation hat fast alle Freiwilligen zurück nach Österreich geholt, aber bewusst entschieden, ihn nicht zurückzuholen. Denn er gehört zur Risikogruppe und ist auf persönliche Assistenz angewiesen. So wäre zum einen die Rückreise über Madrid viel zu gefährlich und die Wahrscheinlichkeit, dass er sich infiziert, zu hoch. Außerdem käme er in Österreich ganz unerwartet in sein Umfeld zurück und hätte dort zu diesem Zeitpunkt keine persönliche Assistenz und Unterstützungsstruktur – die zu beantragen, wäre aktuell aufgrund geschlossener Ämter nicht rechtzeitig möglich. „Kritisch wird es, wenn sein Einsatz endet und er dann immer noch nicht zurückreisen kann“, gibt Barbara Eglitis zu bedenken, „Wer übernimmt dann die Kosten? Solche Fragen stellen sich, und ich hoffe, dass sich das irgendwie klären lässt. Aber die Unsicherheit allein ist schon belastend.“
„Das geht zulasten ohnehin schon benachteiligter Menschen“
– die gesellschaftliche Ebene
Maßnahmen rund um Corona wirken nicht nur auf individueller, sondern auch auf gesellschaftlicher Ebene – auf öffentliches Bewusstsein und Akzeptanz: Wenn zum Beispiel benachteiligte Menschen, die zur Risikogruppe gehören, jetzt zu Hause bleiben, tauchen sie im öffentlichen Bild nicht mehr auf. Das führt dazu, dass ihre Bedürfnisse nicht berücksichtigt werden. Eine weitere gesellschaftliche Sorge ist, dass aktuell die Akzeptanz für (verpflichtende) Tracking-Apps ausgetestet wird. Das kann unter Umständen später, wenn derartige Maßnahmen keinerlei Rechtfertigung mehr haben, zum Problem werden – und zwar für alle. Aber wiederum sind einige stärker betroffen als andere. „Wenn auf Dauer Tracking und Weitergabe sensibler Daten passieren darf – wer wird denn dann getrackt?“, fragt Barbara Eglitis und befürchtet: „Natürlich zum Beispiel Geflüchtete. Das geht zulasten ohnehin schon benachteiligter Menschen.“
Initiativen für Inklusion in Corona-Zeiten
Viele Organisationen, Interessensvertretungen und Aktivist*innen haben sich bereits zur Situation geäußert und darauf hingewiesen, was aktuell getan werden muss, um Inklusion zu gewährleisten und allen Menschen die gleichen Chancen einzuräumen.
Raul Krauthausen, ein deutscher Aktivist, will zum Beispiel mit der Kampagne #risikogruppe in den Köpfen der Menschen verankern, dass nicht nur ältere Menschen zur Risikogruppe gehören. Ein Artikel von BIZEPS zitiert Alexander Ahrens, Geschäftsführer der „Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben“ mit der Forderung, Risikogruppen nicht auszugrenzen und in ihrem Alltagshandeln zu behindern, indem sie auf unbestimmte Zeit aus dem öffentlichen Leben verbannt werden – und zeigt Alternativen auf. Ein anderer Artikel von BIZEPS weist auf den zum Teil fahrlässigen Umgang mit Menschen mit Behinderungen in Bezug auf Corona hin. Licht für die Welt fordert in einem Factsheet zu konkreten Maßnahmen auf, um für gleichberechtigten Zugang zu Information und zum Gesundheitssystem sowie Partizipation von Menschen mit Behinderungen zu garantieren. Die Petition „Undokumentiert gesund“ beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Corona auf Menschen mit ungesichertem Aufenthaltsstatus. Und viele andere Organisationen und Einzelpersonen ergreifen ebenfalls die Initiative und setzen sich gerade in Corona-Zeiten für Inklusion ein.
Die Situation birgt auch Chancen
Für manche benachteiligten Menschen ist die aktuelle Lage auch eine Chance. Dadurch dass vieles online geschieht, fallen gewisse Barrieren weg – zumindest wenn die Online-Angebote barrierefrei gestaltet sind. „In Online-Medien kann man anders auftreten. Einige Behinderungen und Benachteiligungen sind dort nicht sichtbar“, so Barbara Eglitis, „daher können manche Menschen gleichwertig teilnehmen und sind weniger stark mit Vorurteilen konfrontiert.“ Sie erzählt von einem Bekannten, vor einer Weile ein Online-Studium absolviert hat – mit nur einem einzigen Präsenztreffen ganz am Ende. „Bei der Abschlussprüfung ist allen die Kinnlade heruntergefallen, als sie realisiert haben, dass er auf einen Rollstuhl angewiesen ist und Sprachschwierigkeiten hat“, berichtet sie, „niemand hätte sich meinen Bekannten so vorgestellt. Dadurch sind ihm aber alle viel unvoreingenommener begegnet.“
Trotzdem ist die Lage rund um Corona wohl für eine größere Zahl der benachteiligten Menschen ein Ausschlussgrund als ein Vorteil, glaubt Melanie Jacobs: „Und viele Grundsatzfragen bleiben gleich – zum Beispiel, ob Gebärdendolmetsch organisiert wird oder nicht. Das ist online ebenso Thema wie offline.“
Was allerdings eine Chance sein kann: Menschen erfahren gerade am eigenen Leib, wie es ist, mit Einschränkungen zu leben. Wir alle können nicht mehr die Dinge tun, die wir sonst tun. Wir haben einen sehr „mächtigen“ Pass, aber können aktuell trotzdem nicht ins Ausland reisen. Wir sind in unserer Bewegungsfreiheit und Freizeitgestaltung begrenzt.
Natürlich sind diese Einschränkungen für verschiedene Menschen und Gruppen sehr unterschiedlich stark und nicht alle haben die gleichen Ressourcen, um ihnen zu begegnen. Aber vielleicht lässt sich die Situation nutzen, um Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass dieses Eingeschränktsein für andere ein Dauerzustand ist. Und vielleicht trägt das dazu bei, dass Menschen in Österreich ihre ‚Solidaritätsgruppe‘ erweitern und Inklusion stärker ins öffentliche Bewusstsein rückt.
Eine gesunde Zivilgesellschaft ist inklusiv
In Bezug auf die Arbeit des IZ ist Melanie Jacobs wichtig: „Eine gesunde Zivilgesellschaft ist auch eine inklusive Zivilgesellschaft. Das ist das Ziel fast aller unserer Projekte: Menschen auf Augenhöhe zusammenzubringen und die Zivilgesellschaft stärken, damit sie diese Begegnung auf Augenhöhe weiterhin initiieren und einfordern kann.“
Und Barbara Eglitis betont: „Nicht über uns ohne uns – das ist ein ganz wichtiger Grundsatz, eigentlich mein Hauptanliegen zum Thema Inklusion. Es gibt keine Behinderung, die gleich ist wie eine andere, auch wenn man sie in Klassen einteilen kann. Also muss man individuell arbeiten und die Leute selbst fragen.“
Diese Sammlung von Herausforderungen gibt einen kleinen Einblick in die sehr vielfältige Problematik von Inklusion in Krisenzeiten – obwohl sie klarerweise unvollständig ist. Sie versucht auch keinesfalls, die Problematiken in irgendeiner Form zu werten oder zu reihen. Die angesprochenen Themen basieren auf den Aussagen der drei Mitglieder der Inklusionsgruppe des IZ – und die sprechen vor allem von Dingen, die sie aus ihrer Arbeit und ihrem persönlichen Umfeld mitbekommen. Vieles sprechen wir hier nicht an oder wissen auch gar nicht davon. Daher laden wir Betroffene und Organisationen, die im Bereich Inklusion arbeiten, zu einem Online-Austausch am 15. April ein, um Erfahrungen und Lösungsansätze miteinander teilen zu können. So können diese ihre eigene Expertise einbringen und aktuelle Bedürfnisse und Ideen zusammentragen.
Online-Austausch „Inklusion in Corona-Zeiten“
? Mittwoch, 15. April
? 16:00-17:30 Uhr
? online über Zoom
Infos & Anmeldung